Ich, Bernd wurde 1960 in der damaligen DDR, als 4. Kind in einer sächsischen Kleinstadt geboren. Mein Weg begann, wie für alle ziemlich gleich. 10 - Klassen - Schule, Lehre, Beruf... Mit dem Alkohol kam ich zuerst im Elternhaus in Berührung, denn zur „Jugendweihe" gehörte es schon mal „dazu", einen Schnäpsel oder Bierchen zu trinken. Dann waren es die Familienfeiern, wie Geburtstage, Weihnachten, Polterabende u.a. Somit wurde es bei mir schon unauffällig zur Regelmäßigkeit, in immer kürzeren Abständen zum Glas zu greifen...

Im Teenie-Alter ging es dann zu den Diskotheken, dort wurden schon regelrechte „Ziehungen" durchgeführt. Dann war es nicht gerade mein „Traumberuf" (Zerspanungs-Facharbeiter), den ich dann ausüben durfte, im Betrieb, in dem ich durch meinen Vater vermittelt wurde. So wurde meine „Lustlosigkeit" immer mehr mit dem Alkohol verdrängt... Bis ich dann die Kontrolle über mich verlor..., die Schuld bei den anderen, aber nie bei mir suchte aber eben nie fand.

Konflikte bis hin zum familiären Bereich, innerhalb des Arbeitskollektives ja inzwischen sowieso, verbesserten meine Situation keineswegs. 1985 lernte ich im Betrieb eine Ärztin kennen, die sich meinem Problemen intensiver annahm, als ihre Vorgänger. Gemeinsam mit einem Neurologen, der übrigens selbst Probleme mit dem Alkohol hatte, schlug sie mir die Entwöhnungskur für 3 Monate vor.

Ich hatte inzwischen eine Partnerin kennen gelernt, die bereit war, mich aktiv zu unterstützen. Auch seitens meines Elternhauses erhielt ich alle erdenkliche moralische Unterstützung... So trat ich die Kur am 6.5.1985 in der Nervenklinik Westewitz-Hochweitzschen (zw. Döbeln und Leisnig) an. Der Erfolg hielt bis zum heutigen Tage an. Den Vorschlag, mich einer Gruppe Alkoholkranker anzuschließen, befolgte ich zunächst.

Aber dann die bittere Enttäuschung. Von unserer 12-köpfigen Gruppe waren in der 4. Woche nur noch 3 da und ich der einzigste „nüchterne". Dann brach der Kontakt zur Gruppe ab. 1987 zog ich wegen Familiengründung mit meiner Frau nach Heidenau (Sachsen). Dort begann ich sofort, den Beruf eines Krankenpflegehelfers zu erlernen, den ich eigentlich schon als Wunschtraum eher erlernen wollte. Die Verantwortung nahm mich so in Anspruch, dass ich es bis zum heutigen Tage „geschafft" habe, ohne Alkohol auszukommen.

Ich legte bereits am 1. Tage meines Krankenhausdienstes die Karten auf den Tisch, sprach ganz offen von dem bestehenden „Problem" - und wurde überraschend akzeptiert, ohne von Skepsis begleitet zu werden. Und das Kollektiv, was sich seit der Wende als „Team" bezeichnet, steht mir auch heute noch vollkommen zur Seite. Zumal ich gerade jetzt durch die bevorstehende Scheidung seitens meiner Ex- Gattin vor neuen Problemen stehe. Bis jetzt konnte ich mich jedoch ohne Alkohol durchschlagen, und ein Verlangen danach besteht in keiner Form und Weise. Man glaubt zwar gern vorschnell, dass man es „geschafft" hat, aber mein Bewusstsein sagt mir, dass jeder Tag ein Gewinn ist, morgen kann es schon anders sein. Was ich allerdings von mir nicht erhoffe, sondern weiterhin sagen kann, ich komme ohne Alkohol aus. Denn ich weiß nun ganz klar, welchen Schaden ich meiner Umgebung damit zufügte., es meine alleinige Schuld war, und nicht die der Gesellschaft.

Einen nüchternen Gruß sendet allen hoffentlich trockenen Alkoholkranken Usern im „Netz der Netze"

Bernd